"Er sass auf der Récamière, hatte den Kopf gesenkt, die Ellenbogen auf die Knie gestützt und das Gesicht in den Händen vergraben. Ein nervöses Zittern lief über seinen ganzen Körper, als weinte er. Weinte er? Vermutlich nicht. Man weinte nicht in Gustacs Familie. Man schrie das Check-in-Personal bei Air France an."
Ich wiederhole mich zwar ungern, dennoch sag ich es hier nochmals: die Bücher aus dem Hause "Kein & Aber" könnten eigentlich blind gekauft werden, denn jedes von ihnen ist Treffer für Liebhaber guter Literatur, überraschenden Bildbänder und charmante Auseinandersetzungen mit dem Zeitgeist. Kürzlich las ich von Phillip Tingler das Buch "Fischtal". Gustav kehrt zwecks Zusammenramassierung von Erbstücken nach dem Tod seiner Grossmutter in ihre berliner Villa "Fischtal" zurück, wo er seine Kindheit verbracht hat. Hier überkommen ihn die Erinnerungen an die vergangene Tage und seziert seine etwas leicht verschrobene, sehr snobistische Familie auf äusserst humorvolle Art, der tiefschwarzen Sorte. Ein paar Auszüge gefällig? Voila.
"Man durfte nicht setimental sein. Man durfte sarkastisch sein, kurz angebunden und vorschnell, aber nicht nicht weich und gefühlig. Denn das war schwach." "Ein altes Geschlecht, zu müde und mürbe bereits und zu verfeinert zut Tat und zum Leben, steht am Ende seiner Tage, und seine letzten Äusserungen sind Laute der Kunst, ein paar lächerliche Fingerübungen [...]."
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